Bestimmung des Befalls und Früherkennung von Schädlingen
Was ist Monitoring
Bei Privatkunden ist es in der Regel so, dass der Schädlingsbekämpfer gerufen wird, wenn es ein Problem gibt. Im Lebensmittelbereich und anderen kommerziellen Bereichen wie Verpackungsindustrie, Pharmaindustrie usw. wird in aller Regel mehr Wert auf die Früherkennung von Schädlingen oder Schädlingsproblemen gelegt, dem sogenannten Monitoring.

Privathaushalte verwenden oft auch Monitoringsysteme – wie hier eine Klebefalle
Je nach Schädlingsart und -anzahl, je nach Umfeld, Produktart, Zertifizierungsstandard usw. wählt der sachkundige Schädlingsbekämpfer geeignete, der jeweiligen Situation angepasste Monitorsysteme aus. Laut DIN 10523 (Schädlingsbekämpfung im Lebensmittelbereich) müssen überwacht werden: Nager, kriechende Insekten, fliegende Insekten (Trichterfallen und UV-Fliegenfänger).
Ich gehe davon aus, dass ein sachkundiger Schädlingsbekämpfer bei der Beurteilung und Angebotserstellung in einem gewissen Rahmen immer zu dem gleichen Ergebnis, was die Anzahl der Monitore betrifft, kommen würde.
Aber natürlich wird oft von Kunden die Frage an uns herangetragen wie viele Nagerstationen (Mäuseboxen) müssen denn platziert werden/sind ausreichend/angemessen. Auch seitens der Lebensmittelkontrolle wird immer wieder mal nachgefragt ob die Anzahl der Mäuseköderstationen denn ausreichend sei. Reichen für einen kleinen Supermarkt 10-12 oder müssen dort 25 Nagerstationen zum Monitoring aufgestellt sein.
Welche Anzahl von Fallen?
Es ist müßig diese Frage zu diskutieren, denn die Anzahl der Stationen muss im Einzelfall angepasst werden. Und natürlich ist auch entscheidend was der Kunde bereit ist zu bezahlen. Wer bereit ist für einen Service in einer Filiale nur 50 € zu bezahlen, kann keinen 250 € Service erwarten. Aber davon abgesehen:
Geben zwölf Stationen bessere Befallshinweise als zehn?
Sind die aufgestellten Monitore überhaupt aussagekräftig?
Es gibt Schädlingsbekämpfer die einem Kunden Befallsfreiheit dokumentieren, wenn an einem Köder kein Fraß festgestellt werden konnte. Ist denn ein Nagerbefall nicht viel besser und deutlicher anhand von Nagespuren, Kot und Urinspuren zu erkennen? Ich meine ja.
Wer nur Stationen öffnet und nach Fraß schaut und nur dies dokumentiert ist in meinen Augen kein Schädlingsbekämpfer, sondern ein Dosenöffner.
Sie wissen selbst wie schwierig es manchmal ist, Nager, insbesondere Mäuse, dazu zu bewegen an einen Köder zu gehen. Auch die häufig an Kollegen gestellte Frage: „welche Köder wird denn bei dir gerade gefressen?“ macht nur wenig Sinn. Mäuse können sehr wählerisch und vernascht sein, wenn es um die Köderannahme geht. Ein Köder der bei ihrem Kollegen gut angenommen wird, muss noch lange nicht für ihre Mäuse attraktiv sein. Es hilft hier leider nichts, außer mehrere unterschiedliche Köder anzubieten in der Hoffnung, dass einer davon angenommen wird. Auf diesen kann man dann (zumindest eine zeitlang) setzen.
Wer will schon Köder wenn es besseres gibt?
Aber mal ganz ehrlich! Warum sollte eine Maus denn überhaupt an einen Köder gehen, es sei denn sie hat sonst nichts zu fressen. Köder die eingesetzt werden dürfen aus Verbraucherschutzgründen nicht gut riechen, sie enthalten häufig Wachsbestandteile damit sie nicht so schnell schimmeln, sie müssen in zugriffssicheren Stationen ausgebracht werden, in der Nähe der Laufwege und Aufenthaltsorte. Auf dem Weg zur Köderstation soll die Maus an Trauben-Nuss-Schokolade, Erdnussflips, Kartoffelchips, Nüssen, Brot usw. vorbeilaufen und dieses fantastische, wohlriechende, leicht zugängliche Nahrungsangebot ignorieren, um in ein Stück Wachs zu beißen (die chemische Industrie mag mir dies verzeihen)?

Schokolade schmeckt auch Mäusen besser als trockener Käse
Häufig ist es doch so, dass man viel eher Nagespuren an bevorzugten Lebensmitteln findet, als Fraß an Ködern.
Noch einfacher zu sehen ist Nistmaterial (Papierschnipsel, Isoliermaterial usw.). Material das man problemlos hinter Regalen, Paletten usw. finden kann. Ebenso leicht ist Mäusekot zu sehen.
Eine erwachsene Maus produziert an einem Tag zwischen 14 und 20 Kotpillen.
Bei einer Kontrolle muss man diese sehen. Dazu muss man auch keine Station aufmachen und keinen Scanner auspacken, keine „Dose öffnen“.
Identifikation von Kontrollpunkten zur Ermittlung des Befalls
Macht es da nicht viel mehr Sinn auf ein paar Köderstationen zu verzichten und dafür visuelle Kontrollpunkte zu definieren? Natürlich müssen diese in einem Lageplan eingezeichnet und im Betrieb markiert sein! In einem Supermarkt sind die kritischen Punkte doch recht einfach zu finden und zu definieren.
Dann gehört es dazu vielleicht mal ein „Hohlpodest“ herauszuziehen, eine Palette vorzuziehen usw. und nach Befallsspuren zu suchen und diese gegebenenfalls zu dokumentieren.
Natürlich müssen auch notwendige Bekämpfungs- und Reinigungsmaßnahmen, sowie notwendige bauliche und hygienische Maßnahmen dokumentiert und veranlasst werden.
Ich bin der Meinung dass mehr Stationen nicht unbedingt mehr Informationen über die aktuelle Befallssituation liefern, sondern vielmehr eine weitere Scheinsicherheit bewirken und eher kontraproduktiv sein können.
Dies gilt nicht für eine Bekämpfung wo „geklotzt“ werden muss und nicht „gekleckert“. Bei der Bekämpfung bin ich eher Schlagfallen-Fan, da diese mit dem beködert werden können, was die Mäuse gerade fressen!.
Reicht visuelle Kontrolle aus?
Natürlich, es kann vorkommen, dass der Kunde das nicht möchte denn er „sieht ja nichts für sein Geld“. Auch mit einigen Lebensmittelkontrolleuren gab es heftige Diskussionen, ob es denn ausreicht visuelle Kontrollpunkte zu definieren, diese regelmäßig zu kontrollieren und die Ergebnisse zu dokumentieren. Ich bin der Meinung: Ja! Aber hier gibt es bestimmt noch Klärungsbedarf.
In einem Gerichtsgutachten behauptete ein Kollege, er bräuchte zur Kontrolle einer Köderstation 20 Sekunden. Das ist gut möglich, wenn alle Stationen zusammen auf einem Haufen liegen und keine Wegstrecke dazwischen abgegangen werden muss, wenn keine Ware heraus geräumt werden muss, kein Podest und keine Palette verschoben wird.
In der Regel rechnet man 3-5 Minuten pro Station, damit auch Zeit bleibt, mal zwischen die Regale zu schauen. Wer nur für die Stationen zu öffnen bezahlt wird oder dies nur anbietet und diese meinetwegen auch noch mit einem Scanner erfasst, ist kein Schädlingsbekämpfer das ist ein „Dosenöffner“.
Professionelle Arbeit bedeutet mit offenen Augen und auch Nasen sich des Problems anzunehmen und nicht routinemäßig „Dosen zu öffnen“ oder auch andere Monitoringsysteme wie Trichterfallen usw. abzuhaken.
Dieser Artikel erschien zuerst in DpS Ausgabe 06/2017. Besuchen Sie DpS auf www.schaedlings.net
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